aus: 'Garten und Familie - Januar 2023 - Berichte aus den Vereinen, Waldesgrün e.V.
Liebe Gartenfreundinnen und Gartenfreunde,
erkennt man an der Höhe der Randhecke eines Kleingartens möglicherweise den Grad der Verheimlichung eines dahinter liegenden Superheldenverstecks? Diese ziemlich engagierte Fachfrage wurde mir natürlich im Zusammenhang meiner neuen 'Bewegung zur Entdeckung aller Superhelden in Waldesgrün (B.z.E.a.S.i.W.)' zugespielt. Und ich will sie hier gerne ausführlich für alle beantworten.
Zunächst einmal sind Hecken als Teil der privaten Kleingartengestaltung ja bekanntlich äußerst sinnvoll. Wie mein Mitgärtner so gerne ungefragt erklärt: „1. Bleibt der komplette Bewuchs eines Gartens innerhalb einer gedachten Pyramide - also in der Mitte hoch und zu den Rändern tief - haben alle Nachbarn den für ihren Anbau bestmöglichen Sonneneinfall. 2. Den bestmöglichen, ebenso wichtigen Windschutz bieten Hecken. 3. Deshalb sollte also jede gedachte Pyramide auf leibhaftigen Hecken stehen! Alles klar?“ Nun, in der Realität der Kleingärten spielen Sonneneinfall und Windschutz eher keine so große Rolle. Es geht vielmehr um einen größtmöglichen Sichtschutz für das nicht-gärtnernde Privatleben, und damit sind wir auch schon beim Reizthema Heckenhöhe.
Denn als Teil der öffentlichen Anlage 'Kleingartenkolonie', die für alle beständig einsichtig sein soll, werden Randhecken immer wieder zum Streitfall. Die Kleingartenverordnung diktiert: Maximal 120 cm Höhe und wegen Brutschutz von März bis Oktober nur umsichtiger Formschnitt. Manche Strebergärtner halten sich auch exakt an diese Vorgaben, andere nehmen aber lieber aus Versehen das größere Inch-Maß und wieder andere fragen: „Was ist die Kleingartenverordnung?“. Meistens wachsen die Pflanzenreihen einfach ungehindert weiter und sind alle ziemlich unterschiedlich. Ziemlich eindeutig hingegen lässt sich unter Anwendung der Regeln aber bestimmen, welcher Pächter das Öffentliche respektiert und welcher das Private wie stark betont.
(Foto1) (Foto 2) (Foto 3) Unsere Herbsthelden beim Schnitt der Parkplatzhecken
Zurück zur Eingangsfrage und damit zu meiner Antwort. Nein, von der Höhe einer Hecke und damit von der Stärke der Privatisierung eines Gartens auf einen geplanten Grad der Verheimlichung zu schließen, geht schlicht und ergreifend nicht auf. Es unterstellt dem Heckenbesitzer sogar echte Dummheit! Denkt jetzt mal ganz scharf nach: Wer etwas zu verheimlichen hat, der achtet doch peinlichst darauf nicht aufzufallen. Rundherum 3-Meter-Wände und an den Ecken berankte Wehrtürme – das provoziert zwangsläufig Dauerfragen. Deshalb orientiert sich auch ein als Kleingärtner getarnter Superheld jederzeit an was? Natürlich an seinen Nachbarn! Er bleibt mit seiner Hecke auf Höhe der Nachbarhecken. Er schneidet, wenn die Nachbarn das tun, nörgelt gemeinsam über die anstrengende 'Öffentlichkeitsarbeit' und schimpft dabei ausgiebig über alle politisch gewollten Einschränkungen unserer hehren privaten Freiheiten. So geht perfekte Tarnung!
Also achtet nicht auf die Höhe einer Hecke, wenn ihr nach einem Superheldenversteck Ausschau haltet. Achtet bestenfalls darauf, wann und wie akurat geschnitten wurde. Solltet ihr urplötzlich vor einer absolut perfekt getrimmten Einfriedung stehen, die beim letzten Rundgang noch nicht so ausgesehen hat, könnte hier in der Tat ein blitzschneller und kunstvoller Laserblick zum Einsatz gekommen sein - akuter Superhelden-Verdacht! Dann bloß nicht ausflippen und diesem (vermeintlichen) Kollegen auf keinen Fall freundlich zuzwinkern. Wenn der das auch macht und sein Laserblick geht wieder los, werdet ihr über eure Entdeckung kaum noch berichten können!
Lassen wir die Heckenfrage gut sein. Die Beschäftigung mit ihr hat mir eigentlich nur klar gemacht, dass allein die Suche nach Äußerlichkeiten eines möglichen Superheldenverstecks nicht ausreicht. Wir sollten vielmehr auch Beweise für die Superkräfte selbst in Waldesgrün finden. Aber dazu nächsten Monat mehr.
Ich gehe jetzt mal unsere 'Pyramide auf Hecken' checken.
Eure Julia vom Waldesgrün