aus: 'Garten und Familie - Februar 2023 - Berichte aus den Vereinen, Waldesgrün e.V.'

 

Liebe Gartenfreundinnen und Gartenfreunde,

 

meine Suche nach Beweisen für die Existenz von Superhelden in Waldesgrün ist in eine völlig neue Phase eingetreten: Ich weiß jetzt, wie und wo sie Ihre Superkräfte tanken! Diese absolut sensationelle Erkenntnis ereilte mich ganz unerwartet, nachdem ich meinen linken Zeigefinger in eine Öff­nung des Insek­tenhotels auf unserem Pétanque-Areal ge­steckt hatte und dann... Aber besser der Reihe nach:

 

Über unser sehr ansprechend gestaltetes Boules-Spielfeld im Rosenweg von Wal­desgrün ist an dieser Stelle ja bereits ausführlich berichtet worden. Wie man spielt – von ei­ner mar­kierten Stelle des Spielfeldes aus werden faustgroße Metallkugeln (Boules) mit pendeln­dem Armschwung in die Nähe einer zum Rundenbeginn ausgeworfenen klei­nen Holzku­gel (das Schweinchen) befördert – ist sicherlich den meisten bekannt. Auch das Ziel des Spiels – möglichst viele eigene, fortlau­fend näher beim Schweinchen liegen­de Boules am Ende einer Runde bedeuten aufzuaddie­rende Punkte bis zum Spielsieg - gibt keinerlei Rätsel auf. Was allerdings nur wenige wissen: Während das äußere Spielge­schehen eher durch schluffige Gemächlichkeit und flapsige Sprüche gekennzeichnet ist, toben im Inneren der Top-Spieler/-innen dieses zeitlosen Trendsports die wildesten Stürme. Denn um eine gedanklich vorweg genommene Bewegung in die perfekte Ausführung zu bringen, braucht es immense Konzentration, beherrschte Leidenschaft und routiniertes Können. Nur das bringt die Kugel auf den Punkt!

 

Ich bin dagegen eine eher lausige kleine Freizeitboulerin, meine rechte Spielhand ist gerne durch ein gut gefülltes Gläschen blockiert. Und so suchte ich als gelang­weilte Zuschauerin beim letzten Mini-Tournier auch möglichst unauffällig nach ande­rer Beschäftigung. Das Insektenho­tel ein paar Schritte neben dem Boules-Spielfeld weckte mein Interesse. Es könnte den geheimen Zugang zu einem Teil der unterirdischen Superheldenanlage von Waldesgrün eröffnen, etwa zum Waschsalon mit Textilrepara­tur und De­signstudio für ab­gefahrene Kostüm-Fashion. Man müsste nur den getarnten Entrie­gelungsknopf finden...

 

Deshalb steckte also mein linker Zeigefin­ger in einer Öffnung des Insektenhotels, als plötzlich zweierlei geschah: Ich verspürte einen stechenden Schmerz in der Fingerkup­pe, die so­fort begann anzuschwellen, und mir wurde lauthals zu verstehen gegeben, dass ich jetzt unbedingt einen unpässlichen Spie­ler für seine letzte Kugel ver­treten möge. Rettungswa­gen oder Luschenauftritt – was würde peinlicher?

 

+++ TELEGRAMM AN ALLE WELT – ERSTE GEMEINSCHAFTSARBEIT: 01.04.23, 9.00 UHR AM VEREINSHAUS – IMMER ERSTER SAMSTAG IM MONAT BIS OKTOBER – ERSATZWEISE FESTE AUFGABEN NACH ABSPRACHE MIT YVONNE (ROSENWEG 63) – SPENDE TREBOLO: TRENNTOILETTE ZUR ANSICHT IM VEREINSHAUS – BE­SICHTIGUNG NACH ABSPRACHE – BEZIRKSBOWLINGTOURNIER: 14.04.23, 18.00 UHR MASCHSEE-BOWLING – TEAM STEHT, FAN-CHÖRE NÖTIG +++

 

Ich entschied mich für letzteres und erhielt Spielanwei­sungen. Die gegnerische Mannschaft hatte ei­nen liegenden Punkt mit dem sie das gan­ze Spiel gewinnen würde. Diese Kugel galt es wegzuschießen, die Stelle mit meiner Boule neu zu besetzen. Stress kam auf, mein Herz raste und mein linker Zeigefinger pochte mittlerweile auch wie wild. Als ich den als Markie­rungsring genutzten Fahrradreifen betrat, musste ich hilflos zwinkern und schloss ohnmächtig meine Au­gen. Und dann passierte es! Eine unvor­stellbare Kraft ergriff mich von den Fußsoh­len bis in die Fingerspitzen. Nichts tat mehr weh. Alles war gut. Geflutet von Ruhe, Ge­lassenheit und Konzentration stand ich inmitten einer unsichtbaren Energiesäule und tankte Super­kräfte bis ich fast platzte!

 

Alles weitere lief wie von selbst: Mein Arm pendelte, meine Boule flog, verfehlte die gegneri­sche Siegkugel um Haaresbreite, aber touchierte das Schweinchen so raffiniert, dass dieses mit meiner Spielkugel sanft in den hinteren Bereich des Spielfeldes rollte wo alle unsere an­deren, zuletzt klar abgeschlagenen Boules lagen - sechs Rundenpunkte für unser Team und damit der völlig unerwartete Spielsieg! Irritierte Blicke aller Anwesenden, strahlen­des Lächeln bei mir. Ich weiß jetzt, wie und wo ihr eure Kräfte auffüllt, liebe Superhel­den: ein alter Fahr­radreifen auf dem Spielfeld unseres Pétanque-Areals. Und jetzt wissen alle Leser/-innen dieses Berichtes das auch!

 

Wer Superkräfte tanken will, komme zum Boules-Platz in den Rosenweg. Die Nutzung ist für Vereinsmitglieder und Anhang bekanntlich frei. Die Stelle, an der der Markierungs­ring bei meinem heldenhaften Sieg gelegen hat, weiß ich zwar leider nicht mehr so ge­nau. Aber sie lässt sich durch einige Spielrunden sicherlich schnell wieder finden. Nach dem Be­treten des Rings das Zwinkern und Augenschließen nicht vergessen!

 

Dumm wäre nur, wenn die Öffnung im Insektenhotel der eigentliche Schlüssel zur Ener­giequelle wäre. Denn hier sollte niemand einfach so etwas hineinstecken und ich war wirklich ziemlich verantwortungslos gegenüber den Insekten. Also, liebe Kinder: Nicht nachmachen! Spielt lieber Boules, das ist viel spannender.

 

Eure Julia vom Waldesgrün